Sogar in den führenden Erzeugerländern haben sich die Preise für Olivenöl innerhalb eines Jahres teilweise um über 60 Prozent erhöht, während viele Produkte bei Tests schlecht abschneiden. Die Ursachen hierfür sind vielfältig.
Kein Zaziki, Moussaka oder Bohnensuppe ohne Olivenöl – Griechenland ist untrennbar damit verbunden. Dies zeigen auch die Daten der Europäischen Kommission, die Griechenland mit etwa zwölf Kilogramm pro Kopf und Jahr an der Spitze des Verbrauchsrankings sehen. Doch im Vergleich zum Vorjahr sind die Preise für Olivenöl dort um 67 Prozent gestiegen. Die Griechen zahlen derzeit zwischen zwölf und 15 Euro pro Liter, wie von der Nachrichtenagentur dpa berichtet wird.
Der Grund hierfür liegt in den enttäuschenden Ernten der Vergangenheit. Olivenbäume mögen zwar warmes Klima und Trockenheit, da sie hauptsächlich im Mittelmeerraum wachsen, aber zu viel davon schadet. Hier spielt der Klimawandel eine Rolle, der zu
unpassenden Temperaturen zur falschen Zeit führt und somit die Olivenernte beeinträchtigt.
Die vergangenen Winter waren zu mild, die Blütezeiten zu heiß und insgesamt fiel zu wenig Regen. Dies führt dazu, dass die Blüten verbrennen und die Oliven austrocknen. Hinzu kommen gestiegene Energie- und Kraftstoffpreise. Die Anlagen zur Entsalzung von Meerwasser an der Küste verbrauchen viel teure Energie, und viele Bauern müssen ihre Plantagen zusätzlich künstlich bewässern, was angesichts des sinkenden Grundwasserspiegels zu einem Problem wird.
Dies betrifft jedoch nicht nur die griechischen Liebhaber von Olivenöl, die zwar den größten Verbrauch haben, aber nicht die größten Produzenten sind. Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO ist Spanien das größte Erzeugerland. In den letzten Jahren lag die durchschnittliche jährliche Olivenernte in Spanien bei etwa 1,5 Millionen Tonnen. In der letzten Erntesaison hat sich der Ertrag halbiert.
Die Produktion in der EU ging um etwa 40 Prozent zurück. Spanische Wetterstationen meldeten lokale Temperaturen von über 35 Grad – im April. In einigen Regionen fiel über 100 Tage vor dem Sommer kein Regen. Deoleo, der Mutterkonzern des Marktführers Bertolli, arbeitet mit etwa 40.000 Olivenbauern zusammen. Bereits im Mai letzten Jahres äußerte sich das Unternehmen gegenüber der WirtschaftsWoche: "In Spanien, als größtem Erzeuger und Hauptexporteur, ist die wetterbedingte Situation drastischer denn je".
Die Produktion in der gesamten EU ist in der letzten Saison um etwa 40 Prozent gesunken. Eine Besserung ist nicht in Sicht, was sich auch auf die Preise auswirkt. Die Europäische Kommission schätzt zwar, dass die EU-Länder in der aktuellen Saison etwa sechs Prozent mehr Olivenöl produzieren werden als in der vorherigen Erntezeit, aber die Produktion liegt im Vergleich zu den Jahren 2015 bis 2022 deutlich unter dem Durchschnitt. Staaten
außerhalb der EU können den Verlust nicht ausgleichen: Die Produktion in der Türkei wird voraussichtlich um mehr als 40 Prozent sinken, in Syrien um rund 25 Prozent, so die Stiftung Warentest.
2022 wurden weltweit laut FAO etwa drei Millionen Tonnen Olivenöl produziert, rund 70 Prozent davon in Europa. Deutschland importierte etwa 70.000 Tonnen, liegt aber beim Verbrauch mit etwa 1,1 Kilogramm pro Kopf weit hinter anderen Ländern zurück. Die Spanier konsumierten im Vergleich über zwölf Kilogramm pro Kopf.
Nicht nur die Menge, sondern auch die Qualität nimmt ab. Trotzdem ist Olivenöl laut Statistischem Bundesamt in Deutschland derzeit um etwa 50 Prozent teurer als im Vorjahr, obwohl die Inflation, auch bei Lebensmitteln, zuletzt gesunken ist. Im Vergleich zum Februar 2021 ist der Preis für Olivenöl um 90 Prozent gestiegen, was einer fast doppelten Steigerung in den letzten drei Jahren entspricht. Gleichzeitig sind die Preise für Raps- oder Sonnenblumenöl um etwa 20 Prozent gefallen.
So kostet ein Liter Olivenöl in deutschen Supermärkten laut Stiftung Warentest jetzt über 15 Euro, während es 2022 noch knapp über zehn Euro waren. Olivenöl wird damit immer mehr zu einem Luxusgut. Aber wenn es schon teuer ist, sollte es zumindest von hoher Qualität sein – oder? Die Stiftung Warentest hat zuletzt 23 Olivenöle geprüft. Nur vier erhielten die Note "gut". Nur zwei Öle der höchsten Güteklasse "Nativ Extra" konnten überzeugen, während sechs in der Kategorie als mangelhaft bewertet wurden.
Laut der Stiftung Warentest schaden Hitzewellen, Wasserknappheit und Schädlinge im Zuge des Klimawandels nicht nur der Quantität, sondern auch der Qualität der verbliebenen Oliven. Einige Supermärkte wie Edeka und Kaufland haben nach den Produkttests sogar betroffene Chargen von Olivenöl aus dem Verkauf genommen.
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